von Ferdinand v. Schirach
Mit: Christian Aumer, Martin Leßmann, Franziska Mencz, Christian Kaiser, Bernd Asbrock, Bianca Oostendorp
Regie: Christian Kaiser
www.bremer-kriminal-theater.de
Lars Koch, verheiratet, wohnhaft in Berlin, Major der Bundeswehr.
Die Anklageschrift legt dem Kampfflieger zur Last, entgegen seines Befehls „am 21. September 2015 um 20:21 Uhr mit Hilfe eines Luft-Luft-Lenk-Flugkörpergeschosses ein Passagierflugzeug des Flugzeugtyps Airbus A320-100/200, das sich im Auftrag der Deutschen Lufthansa von Berlin nach München befand, abgeschossen und damit die sich in dem Flugzeug befindlichen 164 Menschen getötet zu haben.“
Doch das ist nur die halbe Geschichte: zuvor hatte sich ein Terrorist der Maschine bemächtigt und drohte sie in der Münchner Allianz-Arena zum Absturz zu bringen, wo gerade 70.000 Menschen einem Fußballspiel zuschauten.
Der Prozess ist das Bühnenstück – mit dem Gerichtssaal als Theaterbühne. Und uns, den Zuschauern, dem Volk, als Schöffen. Wir müssen am Ende den Schuld- oder Freispruch verhängen. „Terror“ sorgt für Furore, unter anderem deshalb, weil es sein Publikum spaltet; es schafft Mehrheiten und Minderheiten. Man kommt moralisch ins Dilemma.
So klar die Tatsachen sind, so diffus die Gegensätze von Recht und Moral, Schuld und Unschuld, von persönlicher Verantwortung, Befehlsgehorsam, gesundem Menschenverstand und Prinzip.
Ferdinand von Schirach hat für seinen Richter zwei Urteilsbegründungen verfasst. Beide Urteile haben dieselbe gedankliche Schönheit, beide halten sich klar an die bestehenden Gesetze, sind juristisch plausibel – sie heben sich gegenseitig auf.