Termin Informationen:
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Do23Sep202117:00 + 20:00Schloss Celle / Rittersaal
Literaturfest Niedersachsen: Herrschaftszeiten!
LESUNG im Rahmen des Literaturfest Niedersachsen
es lesen: Ulrich Noethen und Franziska Mencz
Trompete: Markus Schwind
Textcollage: Christiane Freudenstein
https://literaturfest-niedersachsen.de/lesungen/
Der frisch gewählte Bürgermeister bekommt zur Amtseinführung eine prunkvolle Kette umgelegt, die Queen wird mit Hofknicks oder Diener begrüßt, das Familienoberhaupt sitzt traditionell an der Stirnseite und kriegt das beste Bratenstück. Überall herrschen Hierarchien, die durch offizielle und inoffizielle Rituale aufrechterhalten werden. Das gilt für Schulen, Universitäten, Politik und selbst für Orchester. All diese Phänomene greift die Germanistin Christiane Freudenstein in einer bunten Textcollage auf, gelesen von Ulrich Noethen und Franziska Mencz. Dazu spielt Markus Schwind auf der Trompete Fanfaren und Signale, die Macht demonstrieren, besondere Anlässe unterstreichen oder Paraden begleiten.
So richtig kam das Herrschaftsgepränge im Faschismus und in Diktaturen zur Geltung: In der DDR konnte man beim Kauf eines Geburtstagsgeschenks an den hierarchischen Klippen der Mangelwirtschaft scheitern, wie in Günter Kunerts Roman „Die zweite Frau“. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war in der Halsgerichtsordnung von Kaiser Karl V. vorgeschrieben, wie nach Befragung unter Folter die Hinrichtung zu vollziehen sei – eindrucksvoll in Daniel Kehlmanns „Tyll“ beschrieben. Elias Canetti beschreibt die Machtmittel des Dirigenten, Gisela Elsner erzählt von einer Nachkriegsfamilie, Theodor Wolff berichtet von einer Audienz bei Mussolini und Roger Willemsen sinniert über die rituelle Zwecklosigkeit der Neujahrsansprache.